New Work Antreiber

Innere Antreiber 2.0
Neue Arbeitswelt, neue Antreiber

In den 1970er-Jahren prägte das Modell der Transaktionsanalyse erstmals eine Sprache für den inneren Druck, den viele Menschen verspüren: „Sei stark!“, „Streng dich an!“, „Mach es allen recht!“. Solche Botschaften waren Antworten auf das Arbeitsklima einer Industriegesellschaft, in der Disziplin, Anpassung und Pflichtbewusstsein gefragt waren. Sie halfen, Erwartungen zu erfüllen – und zeigten zugleich, wie leicht aus Orientierung Zwang werden kann.


Heute hat sich das Bild verschoben. Statt Anpassung zählen Originalität, Sinnsuche und Selbstentfaltung. Die alten Antreiber allein erklären nicht mehr, was uns im Arbeitsleben treibt. Neue Stimmen sind hinzugekommen: „Sei besonders“, „Sei effizient“, „Sei agil“, „Sei positiv“ und „Sei sinnvoll“. Sie treten nicht als strenge Befehle auf, sondern als freundliche Einladungen. Wer möchte das nicht – besonders sein, Sinn stiften, flexibel und voller Energie durchs Leben gehen?


Gerade darin liegt ihre Kraft – und ihre Tücke. Denn wo früher der Druck von außen spürbar war, wirken die neuen Antreiber subtil von innen. Sie fühlen sich an wie Freiheit, können aber unbemerkt zu einer Quelle ständiger Selbstoptimierung werden.

Überblick über die 5 New Work Antreiber

Auf der folgenden Seiten werden die fünf New-Work-Antreiber vorgestellt: Welche Sehnsucht sie ansprechen, welche Stärke in ihnen liegt – und wo sie kippen können. Eine Einladung zur Selbstreflexion und zur Frage: Welche dieser Stimmen prägt mein Leben besonders stark?

New Work Antreiber - Steckbriefe

Antreiber: Sei besonders!
Worum es geht: Dieser Antreiber verknüpft Anerkennung mit Originalität. Leistung gilt erst dann als wertvoll, wenn sie sichtbar anders ist als das, was andere leisten.

Psychologischer Kern: Im Kern steht eine Identität, die sich stark über Einzigartigkeit definiert.

Beförderer in der New Work Kultur: Sichtbarkeit als Währung: Algorithmische Aufmerksamkeit, Personal‑Branding, KPI‑Vergleiche (Follower, Sterne, OKRs)

Typische Selbstbotschaften: Die innere Stimme sagt: „Nur wenn ich heraussteche, bin ich etwas wert“.

So zeigt es sich im Alltag: Im Alltag zeigt sich das in polierten Showcases, ständigen Benchmarks, permanenten Scannen nach Resonanz und einem hohen Aufwand für Selbstdarstellung – oft mit Blick auf Follower, Sterne oder OKRs.

Grundgefühl: Leise Alarmbereitschaft, genährt von Mangel: kurze Anerkennungskicks mit anschließendem Crash; ein Pendeln zwischen heimlicher Scham und momentaner Großartigkeit.

Grundangst: Die Grundangst lautet, austauschbar oder unbedeutsam zu sein, nicht gesehen zu werden und im Mittelmaß zu verschwinden.

Ressourcen im gesunden Maß: Feines Resonanz-Radar, hohe soziale Wahrnehmung, Bühnen-/Storytelling-Stärke, Energie und Umsetzungsdrang, schnelle Lernschleifen, Netzwerkwillen und frühe Risiko-Antennen. Moderations- und Beziehungskompetenz, wirksame Kommunikation und sichtbare Umsetzungskraft.

Risiken bei Übersteuerung: Abhängigkeit von externer Bestätigung mit Impostor-Schleifen (Hochstapler-Syndrom), Overpromising und Redeanteilsdominanz, mentale Belastungen wie innere Leere, anhaltende Anspannung/Angst, Schlafstörungen, Reizüberflutung, Stimmungseinbrüche bis zu depressiven Verstimmungen und Burn-out.

Abgrenzung zum Sei perfekt Antreiber: Sei perfekt kippt in Fehlerintoleranz und Kontrollzwang; Sei besonders kippt in Differenz-/Show-Sucht (Applausökonomie, Overbranding).

Erlaubende Gegenbotschaft: „Beitrag vor Beifall – ich bin ok, auch wenn es still bleibt.“
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